Mattgesetzt #7.2

Von Fabian Czappa veröffentlicht 08.12.2025

Fabian Czappa bittet Holger Bergmann zum Gespräch über diverse Aufgabenfälle von Schiedsrichtern. Teil 2 von 2.

Aufgrund der Länge des Interviews ist dies zweigeteilt. Dies ist der zweite Teil des Interviews, das letzte endete mit der Frage nach dem Unterschied zwischen dem FIDE-Schiedsrichter (FSR) und dem Internationalen Schiedsrichter (ISR).


Fabian: Klingt nur besser, oder was? Der eine als der andere?

Holger: Du hast als ISR normalerweise eine etwas höhere Erfahrung. Für beide musst du Schiedsrichter-Normen erbringen, also praktische Erfahrung in größeren Turnieren demonstrieren. Beim ISR hast du dann in Summe mehr Normen gesammelt.

Fabian: Das heißt, die haben wenigstens zum Einstieg diese Praxis-Komponente dabei. Du hast doch sogar den ISR. Heißt das, dass ich dich demnächst bei der Weltmeisterschaft sehe?

Holger: Nur in der Theorie. Es gibt auch bei den ISR noch mal vier Kategorien: A, B, C, D. A ist das absolute Top-Niveau. Da qualifizierst du dich, indem du bei wirklich herausgehobenen Turnieren dann auch als Schiedsrichter gearbeitet hast. Die Leute, die das getan haben, sind dann diejenigen, die bei der Weltmeisterschaft zum Zug kommen oder bei herausragenden Meisterschaften. Zu denen gehöre ich nicht. Ich habe zwar bei großen Open als Schiedsrichter mitgemacht und ich war auch mal bei der Schach-Olympiade, aber das reicht dafür nicht aus – ich habe das Level C, mehr Ehrgeiz aber auch nicht.

Fabian: Du warst bei der Olympiade?

Holger: Bei Schach-Olympiaden ist es so, dass, wenn du nicht gerade selbst zur ausrichtenden Föderation gehörst, du normalerweise keine Möglichkeit hast, als Schiedsrichter daran teilzunehmen, da die Gastgeber etwa die Hälfte der Schiedsrichter stellen und die Teilnehmenden der anderen Föderationen nur einen oder zwei. Und da bist du nicht dabei. Im Grunde genommen sind das dann Leute, die dieses herausgehobene Niveau haben. Das sind in Deutschland nicht allzu viele: zum Beispiel Ralph Alt, Jens Wolter oder Jürgen Klüners. Das sind dann diejenigen, die auch eine riesige Erfahrung damit haben und die das auch schon häufiger gemacht haben.

Fabian: Ich stelle mir allein die Organisation der Schiedsrichter bei so einer großen Veranstaltung wie der Olympiade kompliziert vor.

Holger: Das ist ganz hierarchisch sortiert. Bei solchen Großveranstaltungen ist der Vorteil, dass jeder weiß, was er zu tun hat. Du funkst da nicht irgendwo anders dazwischen, weil du da was siehst, sondern da sind bestimmte Schiedsrichter für bestimmte Wettkämpfe zuständig. Du weißt genau, welche Bretter du da anzuschauen hast. Der Sektorschiedsrichter ist eigentlich nur da, um am Ende einzusammeln, was du ihm bringst, wenn du fertig bist. Oder wenn es irgendein Problem gibt, mit dem du nicht zurechtkommst und du ihn praktisch als eine externe Instanz holst. Muss einem nicht immer gefallen, klar. Aber in so einer Schach-Olympiade hat das schon etwas für sich.

Fabian: Also, einer meiner, wie sag ich denn, initialen Fehldinge, die ich wirklich gerne mache: Da macht einer einen illegalen Zug, Blitz oder Schnellschach. Die eine Person bekommt eine Zeitgutschrift; ich stehe aber so, dass ich die Uhr nicht sehe. Dann nehme ich die Uhr, drehe sie dabei und dann gebe ich der falschen Seite die Zeit dazu. Dann drehe ich sie zurück, denke dann „Moment mal“ und korrigiere nochmal. Wenn es in Gernsheim passiert oder bei den Kindern in der HSJ, da ist es egal, aber bei der Olympiade, da habe ich ja total Druck, dass ich bloß keine Fehlentscheidung treffe...

Holger: Na ja, das wäre keine Fehlentscheidung. Es wäre im Grunde genommen nur nicht professionell die Uhr bedient. Bei der Deutschen Schach-Amateur-Meisterschaft (DSAM) gibt es z.B. den Anspruch, dass du als Schiedsrichter imstande sein musst, innerhalb von 60 Sekunden eine Uhr korrekt einzustellen. Und zwar egal, ob das Silver-Uhr ist oder eine DGT-Uhr. Du musst mit allen Modellen so gut zurechtkommen, dass du innerhalb von einer Minute irgendeine Korrektur hinkriegst und zwar richtig.

Fabian: Silver hasse ich ja immer noch. Jedes Mal aufs Neue muss ich herausfinden, wie die funktionieren.

Holger: Vor solchen Veranstaltungen gucke ich mir die dann nochmal an, weil sie bei uns fast nicht vorkommt. Wobei du dann vor der ersten Runde da bist und in einem kompletten Turnier im Team 300 Uhren einstellst. Dann weißt du schon wieder, wie das geht.

Fabian: Ich bin jetzt nicht bereit zu schwören – ich bin ja nicht vor Gericht –, aber ich behaupte, als der Gegner vom Keymer die Figur und BG hatte, hat der Schiedsrichter dann ein bisschen Zeit geändert, wegen Zeitbonus und der Störung der Partie. Ich schwöre nicht darauf, dass es passiert ist, aber ich bin der Meinung, dass er das gleiche Problem wie ich in dem Moment hatte und die Uhr erst falschherum korrigiert hatte.

Holger: Wobei, die Zeitgutschrift für die Störung wäre jetzt nicht verpflichtend gewesen. Die andere Entscheidung war die essentielle, dass er im Grunde genommen darauf besteht, dass der Zug mit der berührten Figur ausgeführt wird. Aber das war kein regelwidriger Zug, deswegen muss es keine Zeitgutschrift geben. Das ist so ein Graubereich, wo du das entscheiden kannst, aber du musst es nicht. Du musst natürlich den Bonus für den Zug, den er nochmal machen muss, abziehen; das ist klar, aber das wäre eigentlich auch alles, was du machen musst. Dass du jetzt da wegen einer Störung oder so dem anderen noch was dazu gibst, kann man, muss man nicht.

Fabian: Apropos Graubereich: Ich würde mal gerne dieses gefährliche Thema ansprechen: kindgerechte Regelanwendung. Hast du dazu eine Meinung?

Holger: Ich bin kein Experte, was das angeht. Wenn du auf die FIDE-Ebene gehst, ist es der FIDE herzlich egal. Wenn die eine Jugendweltmeisterschaft spielt, dann gelten die FIDE-Regeln, Punkt. Und bei einem Normenturnier und bei einer Elo-Auswertung auch. Du kannst natürlich, wenn du etwas untertouriger unterwegs bist, eine kindgerechte Regelauslegung machen, aber du musst dich dann auf ein Niveau verständigen, das auch allen klar ist. Da müsste man sich vorher darauf einigen, dass man das macht, und es müsste transparent sein, was das im Einzelfall auch heißt. Ich war einmal Schiedsrichter bei der deutschen Vereinsmeisterschaft U16. Da war klar, dass ganz normal gespielt wird.

Fabian: Kindgerecht ist so etwas wie U8 und U10. Da steht etwas wie „Der Schiedsrichter greift nicht einfach so ein“, wobei ich hier nicht wette und schon gar nicht schwöre. Damit die Kinder sich nicht ungerecht behandelt fühlen; da ist der emotionale Gesamtzustand ja noch nicht so gefestigt.

Holger: Solange man sich vorher geeinigt hat und das dann aushängt. Nicht, dass manche Betreuer ständig mit den FIDE-Regeln geflitzt kommen und die kindgerechte Anwendung dann was anderes vorsieht. Wie gesagt, ich bin kein Experte, habe auch noch nie so ein Turnier geleitet, wo das galt. Hat bestimmt auch jeder eine eigene Meinung dazu.

Fabian: Bestimmt, der Jürgen Kohlstädt zum Beispiel. Ralph Alt auch, der hat beim FSR-Lehrgang erzählt, er habe mal beim Turnier am Tegernsee gesagt, elektronische Geräte seien prinzipiell nicht erlaubt, aber Hörgeräte und dergleichen dürften angemeldet werden. Dann wäre eine Traube an Senioren auf ihn zugekommen und er habe beschlossen, das nie wieder anzusagen. Ja, kannst du noch so ein bisschen Anekdoten auspacken? Hattest du schon mal so einen richtigen Cheating-Fall?

Holger: Richtigen Cheating-Fall? Ich will niemandem etwas unterstellen, aber bei der DSAM gibt es das bestimmt. Wir sind in einem großen Hotel über mehrere Ebenen; viele Teilnehmer wohnen direkt dort in einem Zimmer. Da wirst du als Schiedsrichter nicht mehr zuverlässig kontrollieren können, ob jemand nach seinem Zug rausgeht und nur auf die Toilette geht oder in den Aufzug steigt und womöglich auf sein Zimmer fährt. Abgesehen davon habe ich schon Leute auf vibrierendes Handy oder Ähnliches verlieren lassen müssen, aber das würde ich nicht als Cheating bezeichnen. Die haben es vergessen, waren bei der Ansage nicht vor Ort, etc. Richtiges Cheating hatte ich jedenfalls noch nicht. Was ich eher festgestellt habe und was mich richtig ärgert, ist, dass bei überraschenden Ergebnissen bei Turnieren viel zu häufig unterstellt wird, dass das ein Cheating-Fall sei, obwohl es überhaupt keinen Anhaltspunkt gibt, sondern der stärkere Spieler einfach nicht gut gespielt hat. Das erlebt man viel zu häufig, und das ist eine unschöne Entwicklung. Einfach nur zu behaupten, dass irgendjemand betrogen haben soll, ist auch eine heftige Unterstellung. Und ich finde es auch richtig, jemanden zu sperren, der so etwas unfundiert behauptet.

Fabian: Zum Beispiel einen gewissen Ex-Weltmeister?

Holger: Ja. Nicht nur auf unserem Niveau, das gibt es auf allen Niveaus. Und das finde ich ein bisschen schade als Entwicklung, muss ich sagen. Aber wie gesagt, ein vibrierendes Handy ordne ich nicht als Cheating ein und ich würde es auch nicht weiterverfolgen und darauf beharren, dass die Leute jetzt gesperrt werden oder so. Die haben in dieser Runde ihre Partie verloren und dürfen gerne weiterspielen. Wir hatten bei unserem Jubiläums-Open ja auch so einen Fall.

Fabian: Zwei sogar. Ich einen und du hast einen etwas weiter vorne mal verlieren lassen.

Holger: Das sind so die Fälle, die man hat. Aber das ist jetzt eigentlich nichts Spektakuläres.

Fabian: Hast du was sonst was Spannendes als Schiedsrichter mal erlebt? Der Ralph erzählt jedes Mal, wenn ich ihn in irgendeinem Lehrgang sehe, vom Münzwurf, als es 3,5:3,5 stand und keiner Mannschaft ein 4:4 geholfen hätte, aber die Partie auf Remis stand…

Holger: Gut, was ich erlebt habe, war bei der Schach-Olympiade, da waren die FIDE-Regeln noch nicht auf dem heutigen Stand und ich hatte tatsächlich als Schiedsrichter ein Endspiel, wo einer mit König+Turm+Springer gegen König+Turm gespielt hat. Das ist fast immer Remis, aber die Partei mit dem Springer hatte so etwa 300 Punkte mehr: Das war ein FIDE-Meister aus Südamerika und der andere war 2000er-Spieler aus Afghanistan, und das Dumme war, dass der schwächere Spieler die 50-Züge-Regel nicht kannte. Das heißt, die haben gespielt und ständig 30-Sekunden-Bonus pro Zug erhalten, also wurde die Bedenkzeit mehr und nicht weniger, weil sie schnell gezogen haben. Und es gab noch nicht die heutige Regelung, dass der Schiedsrichter nach 75 Zügen dann eingreifen muss und die Partie mit Remis beendet. Da bin ich zum Sektorschiedsrichter gegangen und habe gefragt: „Was mache ich damit? Der Schwächere kennt die Regel nicht und der andere spielt natürlich weiter.“ „Da kannst du gar nichts machen, musst du beobachten und die spielen halt endlos.“ Das war die letzte Partie in dem ganzen Kongresszentrum, und irgendwann hat der stärkere Remis angeboten, der andere nahm es dann an, und ich habe dann gefragt, ob er die 50-Züge-Regel nicht kennt, und er hat gesagt, das würde jetzt zum ersten Mal hören.

Runde drauf, hat dann ein GM mit 2600+ am ersten Brett gegen einen Spieler von den Kanalinseln – Jersey oder Guernsey – gespielt und hatte 600 Punkte mehr. Der GM hat aber schlecht gespielt und stand die gerade gut. Der andere  stand eigentlich besser, hat aber absichtlich so abgewickelt, dass der GM König und zwei Springer gegen König und einen Springer hatte. Sonst nichts. Und da haben sie wieder weitergespielt. Das heißt, der mit dem Springer bot natürlich Remis an, und der GM mit seinen zwei Springern wollte kein Remis. Und dann kamen Zuschauer auf mich zu und sagten: Ja, das wäre doch Remis, ob ich jetzt nicht eingreifen könnte, das würde doch dem Ansehen des Schachsports zuwiderlaufen, sowas in der Art. Na ja, meinte ich, das ist nur das Ansehen des GMs, welches hier vielleicht Schaden nimmt, über den Schachsport mache ich mir weniger Sorgen. Die favorisierte Mannschaft führten 3:0, und seine drei Mannschaftskollegen haben sich totgelacht, dass er mit seinen 2600 gegen den schwächeren Spieler nicht gewinnt. Als das Formular dann voll war und sie gerade weiterspielen wollten, habe ich dann gesagt, er müsse oben den Kopf vom neuen Formular komplett ausfüllen. Und da hat der GM lieber Remis angeboten, weil er dazu keine Lust mehr hatte.

Fabian: Ach, ein volles Formular hat bei einem unserer Jugendlichen auch schon zu einem Remis geführt. Die schreiben ja wild auf, keiner guckt, keiner weiß es, und der eine hat 60-Züge geschafft, der andere nicht, also gleiche Partie, aber naja, egal. Und hat der eine gemeint, er sei jetzt fertig, und dann haben sie remis gemacht, und das war am Ende auch okay.

Holger: In der Oberliga habe ich schon die typischen umgedrehten Türme sanktionieren müssen, selbst dort passieren bei Titelträgern solche Dinge. In den dreißig Jahren, die ich vor Steffen bei uns im Bezirk Pressewart war, habe ich die eine oder andere Geschichte dazu geschrieben, gelesen oder gehört.

Fabian: Du kannst ruhig aus dem Nähkästchen plaudern, jetzt vom Bezirk oder von früher, von Griesheim, von Darmstadt in den Anfängen, egal.

Holger: Griesheim ist eigentlich die Station gewesen, wo ich in den Schiedsrichterbereich gekommen bin. Um die Jahrtausendwende, so 2000, 2001, 2002, war ich Vorsitzender in Griesheim. Da hatte ich noch keine Schiedsrichter-Lizenz, aber wir haben das erste Mal ein Großmeisterturnier ausgerichtet. Das heißt, ein geschlossenes Turnier, damit man eine GM-Norm erspielen kann. Wir hatten einen internationalen Schiedsrichter, der es geleitet hat, und ich habe assistiert. Das hat mich im Grunde dazu gebracht, mich dafür zu interessieren. Dann habe ich 2004 oder 2005 erstmals eine regionale Schiedsrichter-Lizenz gemacht. Dann einen nationalen Schiedsrichter und 2008 war ich dann auf der Schach-Olympiade in Dresden. Das ging relativ schnell, aber wir waren als deutscher Schachbund Gastgeber und mussten dementsprechend viele Schiedsrichter stellen. Da hattest du auch die Chance, als nationaler Schiedsrichter auf diesem Niveau einzusteigen.

Fabian: Ach so, du hattest damals deinen FSR noch nicht?

Holger: Den gab es damals noch gar nicht. Die FIDE hat den FSR ungefähr 2010 eingeführt. 2008 gab es nur den internationalen und den nationalen bzw. drunter. Ich war damals in dem ersten FIDE-Schiedsrichter-Lehrgang des DSB mit Prüfung.

Fabian: Mit der Horrorgeschichte von den Aufgaben, weswegen ich in der ersten Nacht meines FSR-Lehrgangs quer durch Hessen gefahren bin, um das Buch von Thomas Strobl zu holen.

Holger: Wo auch ungefähr ein Drittel der Leute durchgefallen ist. Damals. Das waren Schiedsrichterkollegen, die wirklich schachlich und schiedsrichtertechnisch deutlich mehr Erfahrung gehabt haben als ich. Aber es war auch auf allen Seiten eine erste Erfahrung. Auch die Dozenten, die als Vermittler im Lehrgang waren, haben das das erste Mal für den FSR gemacht. Und die Teilnehmer auch. Ich dachte nicht, dass es weitgehend um diese technischen Fragen geht: wie man ein Schweizer Systemturnier administriert und was im FIDE-Handbuch an grundlegenden Dingen steht.

Fabian: Ich weiß nicht, wie viele Punkte ich in der FSR-Prüfung hatte, 93 oder so von 100. Ich habe zum Beispiel die dreimalige Stellungswiederholung falsch gehabt, und ich hätte es riechen müssen: Es war nicht nur das Diagramm und ein paar Züge gegeben, sondern die ganze Partie. Ich, Weihnachtsmann, habe in der Aufgabe davor geschrieben: dreimalige Stellungswiederholung braucht (a) gleiche Stellung auf dem Brett, (b) gleicher ist dran, (c) gleiche Rochraderechte, (d) gleiches en passant; vier Stück insgesamt. Und dann natürlich auch formal korrekt reklamiert. Bei der ersten Stelle konnte aber schwarz noch rochieren, danach nicht mehr. Live kann ich das ohne Probleme, aber auf Papier war mir das zu krass.

Holger: Ich finde es gut, dass Schiedsrichter bei großen Turnieren als Team eingesetzt werden. Und im Grunde genommen finde ich es auch gut, wenn die Leute eigenständig entscheiden, und ich den Kollegen nicht als Hauptschiedsrichter reinfummeln muss; das ist nicht meine Art. Aber ich habe in einem Turnier erlebt, dass der Schiedsrichterkollege kam und anfing, eine dreifache Stellungswiederholung zu beurteilen. Ich habe ihn dann ein bisschen auf die Seite genommen und habe gesagt: „Der ist nicht am Zug. Ist dir das aufgefallen? Der andere ist dran; der darf gar nicht reklamieren.“ Ich habe nur gedacht, ich muss ihm signalisieren, dass er das abbrechen muss, nicht, dass er das am Ende remis gibt. Der Schiedsrichter hätte eigentlich sagen müssen: „Es tut mir leid. Sie sind nicht am Zug. Sie können nicht reklamieren.“ Damit wäre es vorbei gewesen. Aber er fing an, schon das Nachbarbrett aufzubauen, um das nachzuspielen. Da habe ich gesagt: „Ja, guck mal. Das ist nicht so ganz, wie es sein soll.“

Ich finde tatsächlich in der Schiedsrichterpraxis, dass diese dreifachen Stellungswiederholungen das Kritischste sind. Jetzt, wo es die Zugabe gibt, hat man nicht mehr diese Zeitnotschlachten, wo man danebenstehen und mitschreiben muss. Aber die dreifachen Stellungswiederholungen, die sind eigentlich das Anspruchsvollste. Ich kann nur jeden davor warnen, irgendwas vom Blatt zu entscheiden; ich würde tatsächlich immer nachspielen lassen. Die Abbruchstellung steht da und ein zweites Brett nimmst du dir, lässt die Spieler nachspielen und bewertest es dann. Ich hatte bei der U16-DVM den Fall, dass in der Schlussrunde einer eine dreifache Stellungswiederholung reklamiert hat. Der Spieler wollte mich absolut davon überzeugen, dass man von der Notation doch alles erkennen könne. Sie haben sich vor der Rekonstruktion auf ein Remis geeinigt – die Reklamation ist ja auch immer ein Angebot – und dann später in der Analyse gemerkt, dass es dann doch nur eine zweifache Stellungswiederholung war. Das Ergebnis stand, und ich habe mich nicht blamiert.

Fabian: Willst du noch über etwas anderes plaudern?

Holger: Eigentlich nicht. Wir haben es ja, glaube ich, so etwa.

Fabian: Ja, bestimmt.


Temporäre Information: Im Sinne des Schachs gehört in die Reihe "Mattgesetzt" auch jeweils eine Schachpartie 3+2s. Bis wir eine korrekte Einbindung der PGN in diesen Beitrag bereitstellen können, ist diese in einer Lichess-Studie zu finden: https://lichess.org/study/xjynyLav/TeRMNmR4

Information: Mit meinem Sieg ist das laufende Resultat der Blitzpartien bei 3,5:3,5. Habt auch ihr etwas zum organisierten Schach in Hessen zu sagen, oder kennt jemanden, der dies hat? Meldet euch gerne unter oeffentlichkeitsarbeit@hessischer-schachverband.de