Mattgesetzt #7.1
Fabian Czappa bittet Holger Bergmann zum Gespräch über die Schiedsrichter und ihren Ausbildungsweg im Schach. Teil 1 von 2.
Fabian Czappa: Ich dachte mir, ich kenne doch einen Schiedsrichter, der mir alles rund ums Thema Schiedsrichtern erklären kann. Also, Holger, ich spiele Schach zum Spaß. Warum bist du dann da?
Holger Bergmann: Fabian, ich bemühe mich als Schiedsrichter natürlich nicht, dir den Spaß zu verderben. Wir versuchen eigentlich, den Rahmen als Schiedsrichter zu bilden, damit du zwar deinen Spaß haben kannst, aber dass die Regeln sauber eingehalten werden. Als Schiedsrichter hast du das Ziel, eine Veranstaltung möglichst so professionell zu organisieren und zu begleiten, dass die, die mitmachen, wirklich ihren Spaß haben, so wie du das sagst. Und bei Streitfällen nicht die Spieler miteinander dieses Thema ausdiskutieren müssen, sondern eine neutrale Person, die hoffentlich die Regeln einigermaßen kennt, dann erscheint, eine Entscheidung trifft und den Konflikt von den Spielern wegnimmt.
Fabian: Okay, dann setze ich mal ganz vorne an. Du sagst, der die Regeln kennt. Welche Regeln?
Holger: Wenn du in einem richtigen Turnier mitspielst, das heißt, einem Open oder einer anderen Veranstaltung, die offiziell angemeldet ist – nicht unbedingt jetzt Freizeitschach im Herrngarten –, dann gelten die FIDE-Regeln ergänzt durch die Turnierordnung, die zugrunde liegt. Zum Beispiel: Wenn du in der Mannschaftssaison spielst, im Bezirk die Turnierordnung des Schachbezirks 6, weiter oben die hessische Turnierordnung. Das ergänzt dann im Grunde genommen das Regelwerk durch weitere organisatorische Festlegungen, die man auch noch beachten muss.
Fabian: Wie stelle ich mir das vor? Also ein Open, jetzt wie bei uns in Darmstadt, und du bist da als Schiedsrichter. Wann musst du denn eingreifen? Was passiert denn da?
Holger: Du musst zum Beispiel eingreifen, wenn ein Spieler die Bedenkzeit überschreitet. Das heißt, wenn die Bedenkzeit überschritten wird und es nicht weniger Material auf dem Brett gibt als nur noch so ein König oder so, wird man das Spiel deswegen verlieren. Wenn du als Schiedsrichter feststellst, dass eine Zeit abgelaufen ist, musst du überprüfen, ob es sich um eine Zeitüberschreitung handelt oder ob vielleicht bei der Zeitkontrolle doch die nächste Phase erreicht ist. Dann wirst du entscheiden: Geht dieses Spiel weiter oder ist dieses Spiel verloren? Ein weiterer Fall: Wenn jemand einfach eine Figur berührt hat und kein „j’adoube“ gesagt hat. Dann greifst du als Schiedsrichter ein, unabhängig davon, ob ein Spieler reklamiert oder nicht. Wenn du als Schiedsrichter eine Regelwidrigkeit feststellst, steigst du ein und klärst das im Sinne der Regeln.
Fabian: Hast du das mitbekommen? Das gab es jetzt beim Weltschachpokal. Der Gegner vom Keymer hat eine Figur angefasst, aber nur so in Gedanken, hat einen anderen Zug gemacht. Dann kam der Schiedsrichter, hat das reklamiert, hat den Zug zurückgenommen, hat ihn zum anderen Zug gezwungen. Da gab es ein bisschen Unmut.
Holger: Warum?
Fabian: Sein Zug war schlecht und der einzige legale Zug oder der einzige sinnvolle Zug vom Gegner mit der Figur war der Remis-Zug. Da gab es ein bisschen Unmut in der deutschen Übertragung.
Holger: Das war Pech, aber ich halte die Entscheidung für korrekt. Der Schiedsrichter hat gesehen, dass er eine Figur berührt und abweichend von den Regeln einen anderen Zug gemacht hat. Er hat eingegriffen und die Berührt-Geführt-Regel durchgesetzt. Das ist korrekt. Wenn der Schiedsrichter nicht hingeschaut hätte, dann hätte man natürlich nichts gesagt. Keymer hätte es nicht reklamieren müssen; das ist ja freiwillig. Wenn der Schiedsrichter es nicht gesehen hätte, dann hätte er es nicht gesehen. Du kannst in einer Riesenveranstaltung nicht überall stehen. Du erlebst als Schiedsrichter auch, dass sich Spieler beschweren, weil du gerade bei ihnen etwas feststellst. Dann kommt der Vorwurf: „Warum stehen Sie unbedingt jetzt an meinem Brett? Es gibt noch 150 andere, da können Sie doch auch stehen.“ Na ja, das ist eben Schicksal. So wie beim Verkehrspolizisten, der auch irgendwo steht und einen Falschparker aufschreibt. Es gibt in der Stadt sicherlich noch mehr Falschparker, die nicht aufgeschrieben werden. Es gibt keine Gleichbehandlung im Unrecht.
Fabian: Wie sieht es denn jetzt aus: Zwei spielen irgendwie, dann passiert ein Unrecht nach FIDE-Regeln, nach hessischer Ausschreibung etc., und die beiden sagen von sich aus: „Wir wollen in diesem Unrecht weiterspielen“?
Holger: Du wirst trotzdem als Schiedsrichter eingreifen und es korrigieren, weil, sagen wir es jetzt mal extrem, da einer matt gesetzt wird und die sagen: „Ach nö, wir wollen weiterspielen. Ist zwar matt, aber er soll irgendeinen regelwidrigen Königszug machen.“ Du wirst dann als Schiedsrichter sagen: „Die Partie ist beendet, hier war matt, und alles, was ihr jetzt treibt, ist mir wurscht. Ihr könnt natürlich da noch mit euren Figuren rumziehen, wenn euch danach ist, aber ich trage schon mal das Ergebnis ein.“ Oder auch bei einer Zeitüberschreitung, wenn du dies als Schiedsrichter feststellst, kannst du sagen: „Na gut, dann spielt halt noch ein bisschen weiter, aber das Ergebnis habe ich jetzt. Ihr könnt gerne von euch aus noch ein bisschen hier rumklimpern, wenn ihr die anderen nicht stört.“
Fabian: Ja, apropos, die anderen nicht stört, wie sind denn deine Erfahrungen zum Thema Störenfriede in Turniersälen? Also was stört da?
Holger: Was klassischerweise stört, ohne dass die Leute es jetzt merken würden, ist, wenn sie mit ihrer Partie zu Ende sind und sie noch an ihrem Platz analysieren. Die bemühen sich häufig, leise zu sein, aber man hört es trotzdem. Und die, die sich konzentrieren möchten, unmittelbar daneben oder auch mal zwei Bretter daneben, fühlen sich gestört. Dann wirst du als Schiedsrichter den Leuten freundlich sagen, dass sie in den Analyseraum gehen sollen, weil es die anderen stört.
Fabian: Das funktioniert dann auch?
Holger: Meine Erfahrung ist, dass die das dann auch machen. Also ich habe noch selten mit Spielern irgendwelche Konflikte gehabt, weil ich sie darauf hingewiesen habe, dass sie zu laut sind. Du musst das natürlich in einem vernünftigen Ton machen. Es gibt Härtefälle, aber im Normalfall ist das nicht so. Die wollen ihren Spaß haben, wie du das eingangs gesagt hast. Da spielt keiner mit, um sich und andere zu ärgern. Und ich muss da auch mit kleinen Kindern anders umgehen als mit Titelträgern. Ein sechsjähriges Kind, das eine Partie verloren hat und ein bisschen traurig darüber ist, hat eine andere Ausgangssituation als wenn da ein GM sitzt, der dann anfängt, sich danebenzubenehmen. Ich erwarte von einem Profi schon, dass er sich auch einigermaßen vorbildlich verhält. Eine Störung ist eine Störung, aber ich würde beim Kind anders operieren als bei einem GM.
Fabian: Bezieht sich dieses „anders“ auch auf die Turniere selbst, z.B. bei der Bundesliga?
Holger: Das ist ein anderer Maßstab, ganz zweifellos. Die erste Bundesliga hat einen anderen Rahmen. Das ist ein hochprofessionelles Turnier, wo du GM-Normen spielen kannst. Da sind natürlich völlig andere Maßstäbe einzuhalten als beim Heinerfest-Turnier. Beim Heinerfest-Turnier hast du Zuschauer, die zwischendrin rumlaufen, die sich auch mal direkt neben das Brett stellen können. Da lasse ich als Schiedsrichter wesentlich mehr zu, auch wenn es ein bisschen Gedrängel gibt. Würde ich in der Bundesliga niemals tun. Da ist eine Absperrung, die haben die Zuschauer zu akzeptieren. So wie du in der Vereinsmeisterschaft, die nur DWZ ausgewertet wird, anders vorgehst als Schiedsrichter, als in der ersten Bundesliga. Die FIDE-Regeln gelten natürlich hier wie da, aber der Rahmen, den du im Turniersaal einhalten musst, über die Turnierordnung, kann sehr unterschiedlich sein. Wenn jemand rumläuft und ein paar Fotos macht, wird das in der Bundesliga so ohne Weiteres nicht erlaubt. Aber wenn bei dir in der Klubmeisterschaft ein zuschauendes Vereinsmitglied ein Handy zückt und macht ein Bild, dann wirst du das nicht unbedingt sanktionieren.
Fabian: Ja, apropos, ich habe mich ja angemeldet beim Jürgen Klüners und beim Ron Bleeker zur Bundesliga als Fotograf. Prinzipiell kein Problem. Also, Jürgen und Ron haben gesagt, alles gut, solange die Kamera geräuschlos sei – ist meine zum Glück. Was qualifiziert dich oder die beiden überhaupt als Schiedsrichter, gerade für die Bundesliga?
Holger: Formal musst du Lehrgänge besuchen, damit du über Prüfungen nachweisen kannst, dass du die Regeln kennst und auch auf dem neuesten Stand bist. Also musst du alle fünf Jahre einen Kurs besuchen und alle zehn Jahre musst du eine Prüfung ablegen. Das ist auf der regionalen Ebene so; das ist auf der nationalen Ebene auch so. Was ich ein kleines Manko finde, oder ein größeres Manko sogar, ist, dass du leider nicht den Nachweis zu führen hast, dass du eine Praxis als Schiedsrichter hast. Also, du kannst möglicherweise alle fünf oder alle zehn Jahre so eine Prüfung ablegen, aber du hast nie irgendein Turnier geleitet, und du hast nie irgendwie in einem Mannschaftskampf diese Schiedsrichterrolle eingenommen. Das heißt, man lernt dann irgendwann für so einen Kurs oder für eine Prüfung, die Regeln auswendig, spult es ab, ist aber nie in der Situation gewesen, dass man sie im Turnier auch wirklich anwenden musste. In einem Streitfall musst du beide überzeugen, musst deine Entscheidung umsetzen; das ist nochmal etwas anderes. Also Leute, die das in der Theorie sehr gut können, haben natürlich eine gute Voraussetzung, aber du musst auch authentisch genug sein, um das dann in einem Schachturnier mit 200 Teilnehmern durchzusetzen. Es hilft ja nichts, wenn du das zwar weißt, aber im Endeffekt machen die Spieler, was sie wollen, und sie ignorieren dich, wenn du nebendran stehst und eine Entscheidung treffen willst. Oder du bist so unsicher, dass du die Regel überziehst und dann die rote Karte rausholst, wenn es auch eine Verwarnung oder ein Hinweis getan hätte.
Fabian: Was heißt hier „regional“ bzw. „national“?
Holger: Regional heißt hier in Hessen oder sogar nur im Bezirk. Viele Schiedsrichter sind nicht in den hessischen Klassen, sondern sie sind eher noch in der Ebene drunter, in ihrem Bezirk oder auch nur in ihrem Verein. Sie wollen unfallfrei ein Vereinsturnier leiten. Vorgeschrieben sind die Schiedsrichter in Hessen zwar schon, aber sie dürfen mitspielen. Das ist ein parteiischer Schiedsrichter. Im Fußball würden solche Schiedsrichter nicht durchgehen, die selbst mitspielen. Beim Schach macht man das hilfsweise, wenn man nicht genügend Schiedsrichter hat. Aber das hat zur Folge, dass du keine ELO-Auswertung bekommst, weil die FIDE solche Schiedsrichter nicht als Schiedsrichter sieht.
Fabian: Okay, heißt, du spielst gar kein Schach in den Turnieren, wo du schiedsrichtest?
Holger: Das ist so, ja. Wenn du als Veranstalter bei einem Turnier eine ELO-Auswertung haben möchtest, dann musst du einen Schiedsrichter haben, der nicht selbst mitspielt und der auch bei der FIDE registriert ist, damit das überhaupt anerkannt wird. Wenn das nicht der Fall ist, dann fällt die ELO-Auswertung für deine Veranstaltung durch und du kannst große Probleme mit deinen Teilnehmern bekommen, wenn sie von einer ELO-Auswertung ausgehen.
Fabian: Da bin ich mir in der Sache gar nicht so sicher. Beim Lehrgang zum FIDE-Schiedsrichter haben wir darüber diskutiert. Bei Turnieren der Kategorie zwei, also schon richtig ernste Turniere mit Normfähigkeit, ist von der FIDE vorgeschrieben, dass die Schiedsrichter nicht mitspielen. Bei den normalen FIDE-gewerteten Turnieren ist es nicht explizit erwähnt, aber das läuft möglicherweise der Idee eines Schiedsrichters zuwider.
Holger: Also sagen wir es mal so: Ich würde es als Veranstalter nicht riskieren. Du hast zumindest die Gefahr, dass die FIDE oder auch der FIDE-Rating-Officer vom DSB sagt: „Nein, die Veranstaltung erfüllt nicht die Voraussetzungen; ich gebe das gar nicht weiter.“ Man hat schlechte Karten, wenn man sagt: „Ja, mein Schiedsrichter hat mitgespielt und hat vielleicht in eigener Sache dann auch noch Entscheidungen getroffen.“ Du könntest theoretisch an deinem Brett zu deinen Gunsten entscheiden, obwohl es gar keinen Regelverstoß gab. Was machst du denn mit deinem eigenen Brett, wenn du mitspielst? Pech für den Gegner. Also ich halte es für ganz schwierig. Es gibt nur Ärger. Mir war bis jetzt nicht bewusst, dass es bei Elo-Turnieren solche Diskussionen gibt.
Fabian: Woher bekomme ich denn einen solchen Kurs für die regionale Ebene?
Holger: Die erste Stufe ist der Verbandsschiedsrichter (VSR), der von den Landesverbänden ausgegeben wird. Er hat auf der DSB-Ebene keine Befugnis. Danach kommt der regionale Schiedsrichter (RSR). Diese Lizenzstufe wird auch vom Landesverband ausgebildet, in unserem Fall durch den HSV, wird aber als erste Lizenzstufe vom DSB anerkannt. Der VSR ist im Grunde genommen eine Vorstufe, die ich für die Leute empfehlen würde, die tatsächlich ein Klubturnier unfallfrei durchführen wollen. Oder vielleicht sich ein bisschen die Regeln drauf schaffen wollen. Vielleicht fürs Jugendtraining. Also eigentlich für die Vereinsturniere. Der RSR ist schon mehr; man ist dann schon qualifiziert, ELO-gewertete Turniere zu betreuen. Da erwartet man natürlich schon, dass die Leute einen besseren und stärkeren Hintergrund haben und diese Regeln verinnerlicht haben. Der Unterschied in der Prüfung ist der, dass bei den VSR alle Unterlagen benutzt werden dürfen; beim RSR muss das ohne Unterlagen passieren. Der RSR qualifiziert bereits, in der Oberliga als Schiedsrichter eingesetzt zu werden. Man hätte dort die Verantwortung für Wettkämpfe, wo mindestens in der Spitze Titelträger gegeneinander spielen. Es gibt keine Möglichkeit, IM-/GM-Normen zu spielen, aber es ist natürlich schon eine Elo-Auswertung auf teilweise hohem Niveau. Da will man vermeiden, dass der schwächste Mensch im Raum, was Regeln angeht, am Ende der Schiedsrichter ist. Mit dem VSR kommst du zur Not auch in die höchsten hessischen Spielklassen.
Fabian: Klingst erstmal uninteressant: Ich schiedsrichtere, aber ich brauche die Zeit, die die längste Partie dauert, denn ich kann ja nicht vorher gehen, wenn meine Partie rum ist, und ich spiele ja auch nicht.
Holger: Doch, als VSR in der Liga kannst du spielen. Aber du hast natürlich den Nachteil, dass du spielst, und du musst trotzdem für den kompletten Wettkampf als Schiedsrichter bereitstehen. Das heißt, während du die Scherben an Brett 7 versuchst aufzukehren, sitzt dein Gegner vor dem Brett und überlegt bei angehaltener Uhr, was er jetzt denn machen kann. Also, du hast im Grunde genommen Nachteile, und du musst als Schiedsrichter gegen deine Mannschaft Regeln durchsetzen und Entscheidungen treffen. Da musst du eingreifen, obwohl im Grunde genommen deine eigene Mannschaft vielleicht deswegen dann den Wettkampf verliert. Und das ist wirklich nicht schön.
Fabian: Was ich persönlich angenehmer finde, als gegen die Gegner zu entscheiden. Bei den eigenen bin ich relativ charakterstark.
Holger: Am Ende sind es nicht selten Tatsachenentscheidungen. Wenn jemand seine Bedenkzeit überschritten hat und es sich nach der Überprüfung dann als Zeitüberschreitung herausstellt, ist es eben eine Zeitüberschreitung. Egal, ob der Gegner oder der eigene Spieler, es ist dann einfach so. Es ist so wie Abseits im Fußball, wenn man diese Linie ziehen kann. Da gibt es nun wirklich keinen Graubereich. Entweder ist es eine Zeitüberschreitung oder es ist keine.
Fabian: Wobei ich glaube, beim Fußball darf ich das nicht selbst reklamieren, wenn der Schiedsrichter das nicht macht. Aber da bin ich mir jetzt nicht sicher; ich bin kein Schiedsrichter im Fußball.
Holger: Abseits im Schach gibt es ja zum Glück noch nicht. Wenn der Freibauer zu weit vorne ist. Wenn der Springer den hintersten Bauern überspringt. Vielleicht steht er dann im Abseits und wird vom Brett genommen oder das Zugrecht wechselt zum Gegenspieler. Nicht auszudenken.
Fabian: Wie komme ich denn an so einen Schiedsrichterkurs für VSR oder RSR bei uns in Hessen?
Holger: Es gibt mehrere Schiedsrichter, unter anderem auch ich, die diese Kurse organisieren, sich auf die Termine verständigen und diese dann auf der Homepage vom HSV veröffentlichen. Normalerweise sind diese Schiedsrichter-Lehrgänge zwischen den beiden Saisons, also nach Saisonende der alten Saison im Mai und vor Saisonstart der neuen im September, auch regional etwas verteilt. Normalerweise so ein halbes Dutzend Lehrgänge pro Jahr mit idealerweise 15 Personen, maximal 20 Personen, an zwei Tagen. Also ein Wochenende.
Fabian: Wie viel bezahle ich?
Holger: Das kommt darauf an. Wenn du keine Registrierung deiner Schiedsrichter-Lizenz bei der FIDE brauchst, sei es, dass die schon registriert ist und du willst nur verlängern oder sei es, dass du das gar nicht willst, weil du einen VSR machst, der bei der FIDE nicht registriert wird, dann zahlst du 32 Euro. Wenn du diese FIDE-Registrierung brauchst, kostet sie beim ersten Mal 25 Euro zusätzlich, also dann 57 Euro.
Fabian: Okay, jetzt habe ich das geschafft. Zwischenzeitlich hast du schon von der nationalen Ebene gesprochen. Warum will ich das überhaupt machen?
Holger: Das bringt dir, wenn du daran Interesse und Spaß hast, die Möglichkeit, in höheren Ligen als Schiedsrichter zu arbeiten, und außerdem brauchst du einen nationalen Schiedsrichter (NSR), wenn du noch weiter hoch möchtest, also in der zweiten Bundesliga oder aber in die Bundesliga. Dort sind IM-/GM-Normen möglich und die erfordern mindestens einen FIDE-Schiedsrichter. Dort reicht ein RSR nicht mehr, und der DSB „kontrolliert“ nochmals die RSR mit dem NSR, bevor diese auf internationale Ebene dürfen.
Fabian: Heißt, ich habe den RSR im HSV gemacht, ich habe den NSR beim DSB gemacht, dann habe ich den FIDE-Schiedsrichter gemacht und dann geht es erst los, ab dann kann ich Sachen machen wie FIDE-Normen-Turniere und dergleichen mehr?
Holger: Für die FIDE sind der RSR und der NSR erstmal gleich; die unterscheiden da nicht. Die FIDE unterscheidet erst oberhalb der nationalen Ebene die FIDE-Schiedsrichter (FSR) und die internationalen Schiedsrichter (ISR). Deswegen brauchst du auf dem FIDE-Level für alles, was mit Normen zu tun hat, dieses über der nationalen Ebene stehende Instrument im Schiedsrichter-Bereich. Dann sind FSR und ISR aber Jacke wie Hose.
Aufgrund der Länge des Interviews ist dies zweigeteilt. Der zweite Teil kommt am 08.12.2025 um 10:00.
