Mattgesetzt #6

Von Fabian Czappa veröffentlicht 01.11.2025

Fabian Czappa bittet Friederike Tampe zum Gespräch über die Hessische Schachjugend, Kinderschach in Hessen und warum "die Hessen" als die bekannt sind, die auf Meisterschaften immer spielen.

Fabian Czappa: So, Friederike, ich bin nicht vorbereitet. Für Markus hatte ich noch gute Fragen.

Friederike Tampe: Tja, wir sehen uns zu oft und sprechen zu oft über diese Dinge.

Fabian: Fangen wir mal locker an und gucken von dort – wir müssen ja alle überzeugen, die das jemals lesen. Was macht denn die Hessische Schachjugend? Warum gibt es euch überhaupt?

Friederike: Wir sind erstmal dafür da, das Jugendschach in Hessen zu fördern. Bedeutet: Wir sind dafür verantwortlich, die ganzen Jugendmeisterschaften auf Hessenebene durchzuführen. Die Zentrale Lager kennen vermutlich die meisten; darin integriert finden die Einzelmeisterschaften statt. Wir wollen aber nicht nur leistungsmäßig das Schach in Hessen voranbringen, sondern eben auch in Bezug auf den Breitensport. Deshalb gibt es beim ZL zum Beispiel die offenen Meisterschaften, zu denen man sich nicht qualifizieren muss. Darüber hinaus haben wir auch immer wieder kleinere Turniere ohne Meisterschaftscharakter. Das gilt insbesondere für den Kinderschachbereich, wie zum Beispiel das U8-Schnellschachturnier im Dezember, das wir jetzt seit einigen Jahren anbieten. In der Vergangenheit gab es immer wieder Kinderschach-Camps, wo es ein Kennenlernen und ein bisschen Training von jungen Kindern im Bereich U8/U10 gab. Wir versuchen besonders Mädchen im Schach zu fördern; deshalb haben wir seit Jahren einige Mädchenschachveranstaltungen wie das Girls Camp oder den Mädchenschach-Grand-Prix, welcher jetzt im November stattfindet. Im Allgemeinen unterstützen wir auch, wo es irgendwie geht, denn unser Ziel ist auch, möglichst gute Rahmenbedingungen zu bieten, sodass viel passiert in vielen Vereinen und dass möglichst viel getan wird.

Fabian: Aber warum macht ihr das? Warum machen das nicht wir im HSV?

Friederike: Wir sind Teil des HSV und quasi die Jugendabteilung des Hessischen Schachverbandes. Ich, als erste Vorsitzende der HSJ, bin auch Teil des Präsidiums des HSV und entscheide da Dinge mit. Die Idee dahinter, warum es die HSJ getrennt gibt und nicht die Erwachsenen das Programm mitmachen, ist: „Jugendliche machen Sachen für Jugendliche“. Wir sind deutlich jünger als der Hessische Schachverband; damit sind wir näher dran an dem, was die Jugendlichen bewegt, was sie wollen etc. Wir haben Jugendsprecher, die minderjährig sind, die uns die Sorgen und Probleme der Schachspieler mitteilen können, und dementsprechend passiert es auch häufiger mal, dass Leute dann, wenn sie älter werden, aussteigen und in den HSV wechseln, wie zum Beispiel du, Fabian.

Fabian: Danke.

Friederike: Ja, bitte. Die Idee ist einfach: junge Power zu haben, was natürlich nicht heißt, dass, wenn man älter ist, man nicht auch noch in der Jugend aktiv sein kann. Ganz im Gegenteil, wir haben viele Leute, die uns noch unterstützen, egal ob im Vorstand oder außen rum, die schon seit vielen, vielen Jahren im Schach aktiv sind. Auch die arbeiten gerne im Jugendbereich und es ist eines unserer Ziele, die junge Sichtweise in den HSV zu tragen, um da neue Konzepte zu entwickeln.

Fabian: Da gibt es den ganz großen Punkt des Schulschachs…

Friederike: Richtig. Demnächst ist die Veranstaltung mit den meisten Unterschieden zwischen den Teilnehmenden, sozusagen. Im Hessischen Schulschachpokal spielen 4er- oder 6er-Mannschaften aus Schulen gemeinsam gegen andere. Hier ist es nicht wichtig, ob die Kinder jemals in einem Schachverein waren, da dies eine Schulveranstaltung ist, natürlich auch mit Schulbefreiung wie bei anderen Wettkämpfen. Wir rechnen wieder mit 700/800 Schülern, die den Pokal in diversen Altersklassen bzw. Schularten mitspielen. Da sind zum Teil Kids dabei, die ihr allererstes Schachturnier spielen. Die haben in der Schule erst Schach spielen gelernt, wissen gerade, wie eine Uhr funktioniert, und spielen mit. Und es gibt da auch erfahrene Vereinsspieler, die halt auch in der Schule mitspielen. Also ganz bunt gemischt.  Aufgehängt ist es bei uns mit Simon als gewählten Landesschulschachreferenten, der auch im Ministerium verankert ist, damit die Veranstaltungen im Schulschach auch offiziell funktionieren.

Fabian: Noch etwas langweiliges Organisatorisches dazu. Wer bezahlt euch?

Friederike: Der HSV bezahlt uns zum Großteil. Wir bekommen einen Großteil des Geldes vom Hessischen Schachverband direkt an uns weitergeleitet. Wir kriegen aber auch Fördergelder für bestimmte Veranstaltungen von der hessischen Sportjugend. Gerade Veranstaltungen, die eher breitensportmäßig ausgerichtet sind, wie zum Beispiel das ZL, erhalten darüber Zuschüsse. Und sonst müssen wir mit unseren Geldern ganz normal haushalten. Dazu zählt auch, dass es Veranstaltungen gibt, die wir über Beiträge der Teilnehmenden finanzieren müssen. Aber ein Großteil unseres Geldes kommt vom Erwachsenenverband, der das dann eben entweder von den Mitgliedern oder eben vom Landessportbund bekommt.

Fabian: So weit, so gut. Jetzt habe ich ein hypothetisches Kind; das war bei Markus letzten Monat schon richtig stark und Teil des Leistungskaders, der aber im HSV angesiedelt war. Ab wann kommt es zu euch?

Friederike: Vom U8-Schnellschachturnier, vom ZL und den Camps hast du eben schon gehört. Wir haben Mannschaftsmeisterschaften, die alle über uns stattfinden. Das heißt, sobald im Verein mehrere Kinder und Jugendliche sind, finden die bei uns Anklang. Das sind alles „junge“ Aktivitäten, im Gegensatz dazu gibt es seit zwei Jahren die Hochschulmeisterschaften, die sich auch noch an ältere Personen richten, auch wenn wir offiziell für alle bis 27 zuständig sind.

Fabian: Du redest ganz viel von „euch“. Ich habe schon beim Kongress des HSV gesessen, diskutiert und gewählt. Von der HSJ gab es einen ausführlichen Bericht, aber da wurde keiner von euch gewählt.

Friederike: Genau, das liegt daran, dass wir unsere eigene Versammlung haben. Wir sind zwar Teil des HSV, das heißt, unsere Finanzen müssen vom ganzen Kongress bestätigt werden. Aber wir haben eine eigene Jugendversammlung, wo unsere Vertreter gewählt werden, wo wir nochmal genauer berichten in den einzelnen Ressorts, was passiert, welche Turniere es gab, wo wir auch Ideen entwickeln wollen, wo wir in Austausch mit den Vereinen kommen wollen. Und bei der Jugendversammlung dürfen prinzipiell alle Jugendlichen kommen und haben ein Stimmrecht. Und die Jugendleiter, sowohl die Vereine als auch die Bezirke, und eben wir als Vorstand, also auch die Jugendlichen direkt, können dort hinkommen und dort werden wir eben gewählt. Auch Eltern zum Austausch sind willkommen! Die Veranstaltung ist leider nicht so bekannt oder beliebt. Wir sind in den letzten Jahren leider relativ wenige Vereinsvertreter gewesen und auch leider sehr wenige Jugendliche, weil natürlich die Ordnungen und Wahlen für die meisten Jugendlichen nicht wirklich relevant sind.

Fabian: Heißt, ihr habt eine Parallelstruktur zu uns im HSV?

Friederike: Sozusagen, ja. Wir haben viele Ämter in der HSJ, die es im HSV auch gibt; nur eben als Aufgabengebiet die Jugend. Leider haben wir aktuell niemanden für die Finanzen, das heißt, für Überweisungen, den Etat etc. Auch gibt es keinen Kinderschachreferenten, weswegen es kein Kinderschach-Camp gab. Schlussendlich fehlt uns ein Turnierleiter für Einzelmeisterschaften, der die Gesamtorganisation des ZLs hat. Wir versuchen natürlich, die Ämter auf der nächsten Jugendversammlung nachzubesetzen.

Fabian: Dann helfen wir gleich mal: Wann ist die nächste?

Friederike: Sie ist normalerweise am Anfang des Jahres, die nächste im Januar 2026. So können wir alles für das kommende Jahr klären. Für die Nächste sind wir gerade in der Planung. Das genaue Datum steht noch nicht fest, weil wir noch nach Räumlichkeiten suchen.

Fabian: Okay, heißt, mein hypothetisches Kind spielt jetzt Schach und ich war bei der Jugendversammlung. Wo interagiere ich denn noch mit euch oder wo interagiert mein Verein noch mit euch?

Friederike: Ganz am Anfang: Du hast hoffentlich unseren Newsletter abonniert, um immer auf dem Laufenden zu bleiben. Einige unserer Veranstaltungen werden von Vereinen ausgerichtet, das heißt, hier sind wir auf Hilfe angewiesen. Das betrifft ganz besonders die Mannschaftsmeisterschaften, die nicht immer in Jugendherbergen stattfinden können. Wir versuchen auch immer, die Vereine zu beraten, wenn es um Dinge rund um die Jugend geht. Zum Beispiel habe ich auch schon verschiedene Anfragen rund um den C-Trainer oder so bekommen, die ich dann halt an entsprechende Stellen weiterleite.

Fabian: Apropos Anfragen zu unbekannten Dingen. Beim letzten Mattgesetzt war ich bei der MDVM und habe dort mit Markus geredet. Was sind denn „Mitteldeutsche Vereinsmeisterschaften“?

Friederike: Wer die hessischen Meisterschaften gewinnt, darf „weiter“. Bei den Einzelmeisterschaften ist das dann die Deutsche Jugend-Einzelmeisterschaft, die von der Deutschen Schachjugend ausgerichtet wird – sozusagen unser Pendant auf Bundesebene. Bei den Vereinsmeisterschaften gibt es manchmal eine Zwischenebene: Die hessischen Mannschaften müssen zusammen mit denen aus dem Saarland, aus Thüringen und aus Rheinland-Pfalz um die Startplätze bei den Deutschen Vereinsmeisterschaften kämpfen. In Altersklassen, die nicht so überfüllt sind, entfällt das; ebenso bei der U10. Die U10 ist ja sowieso immer noch, ich sag mal, tagesformabhängig. Im Kinderschach kann ja immer alles passieren.

Fabian: Okay. Heißt, mein Kind hat jetzt ein paar Freunde gefunden. Was passiert jetzt?

Friederike: Also, er hat Freunde gefunden. Hoffentlich sind es noch drei andere in der U10, aber es können auch noch eins, zwei mehr in einer Mannschaft sein. Dann setzt pro Runde jemand aus. Die melden sich dann bei unserem Turnierleiter für Mannschaftsmeisterschaften, Jan, an. Und das ist eigentlich das Einzige, was man vorneweg braucht. Am Tag bist du mit diesen Spielerinnen und Spielern da. Und die spielen dann, je nachdem, wie viele Teilnehmende es sind, meistens 7 Runden bei uns Schnellschach. Die Mannschaften, die auf dem 1. und 2. Platz landen, sind dann für die DVM U10 qualifiziert; alle anderen können Freiplatzanträge bei der DSJ stellen.

Fabian: Und sobald sie zu alt für die U10 sind?

Friederike: In den anderen Altersklassen gibt es auch eine Schnellschachvorrunde, danach gibt es ein Turnier im Langzeitschach. Warum? Die deutschen Meisterschaften werden im Langzeitschach ausgetragen. Wir können aber nicht für jede einzelne Altersklasse ein Wochenende lang Langzeitschach spielen, weil ab einer bestimmten Teilnehmerzahl fünf Runden nicht mehr reichen, um das richtig auszuspielen. Hatten wir in der Vergangenheit. Und deshalb gibt es eine Schnellschachvorrunde gefolgt von einer hessischen Runde mit sechs Mannschaften, Rundensystem, die dann fünf Runden Langzeitschach spielen

Fabian: Okay, heißt für mich, dass mein Kind jetzt schon um zwölf ist. Ich komme mit drei oder vier anderen noch dazu. Dann spielen wir bei euch einen Tag. Wie stelle ich mir das denn überhaupt vor?

Friederike: Bei uns ist das so: Das Schnellschach ist ein klassisches Turnier, das morgens in einer großen Halle beginnt. Normalerweise ist Jan vor Ort und je nachdem, wie viele Mannschaften spielen, ein bis zwei weitere Schiedsrichter. Zwischendurch gibt es wenig Programm, aber es gibt immer einen Raum, in dem ihr euch selbst beschäftigen könnt. Im Regelfall gibt es eine große Mittagspause, damit ihr noch was essen könnt. Und genau, und am Ende gibt es natürlich auch die Siegerehrung. Ganz wichtig: Da gibt es dann auch Pokale zu gewinnen.

Fabian: Okay, jetzt haben wir uns für das Langzeitturnier qualifiziert. Wie geht es da weiter?

Friederike: Das ist dann an einem neuen Wochenende, meistens kurz vor den Sommerferien. Das Turnier findet in der Jugendherberge statt und die Teams, die übernachten wollen, dürfen dann dort auch übernachten. Freitagabend ist meistens schon die erste Runde. Dann samstags zwei oder drei, je nachdem. Und sonntags dann die restlichen Runden. Langzeitschach bedeutet natürlich, dass eine Partie lange dauern kann, aber nicht alle werden so lange spielen. Deshalb haben wir an diesen Langzeitturnieren immer ein Freizeitprogramm. Das heißt, es gibt einen Freizeitraum mit Gesellschaftsspielen. Es gibt immer ein Freizeitteam, welches auch mit den Kindern spielt, wenn diese Lust haben, auch mit Außenspielgeräten.

Fabian: Ah, dazu habe ich eine Nachfrage. Auf der MDVM letztens waren auch eine U12- und eine U20-Mannschaft aus Darmstadt. Ich persönlich bin jemand, der gerne rausgeht und unsere Kinder zwingt, mitzukommen, damit sie nicht so lange am Handy sitzen. Mit den U12ern habe ich Fußball gespielt und mit den U20ern Volleyball, die das jeweils antizipiert hatten und die Bälle schon besorgt hatten. Andere Hessen kamen dazu – die Bad Homburger sind groß dabei – aber aus den anderen Landesverbänden kommt da weniger Interesse. Kannst du dir vorstellen, warum?

Friederike: Wie gesagt, wir bieten bei Langzeitturnieren schon immer Freizeitprogramme an und die Hessen sind daran einfach gewöhnt; unsere Leistungssportmeisterschaften haben immer einen Charakter des Breitensports. Darum freuen wir uns immer, wenn Mannschaften mit einem Vereinsbetreuer übernachten – das fördert den Zusammenhalt im Verein und zwischen den Vereinen. Bei unseren Veranstaltungen gibt es immer genug Leute vor Ort, die auch qualifiziert sind, die sich um die Kinder kümmern können und die auch bei Problemen da sind. Das heißt, im Regelfall ist es ab der U12 nicht mehr nötig, dass irgendwelche Elternteile zusätzlich mitfahren. Zurück zu den anderen Landesverbänden: Tatsächlich habe ich genau diese Erfahrung auf diversen deutschen Meisterschaften, auf denen ich schon war, auch gemacht. Je nach Veranstaltung gibt es auch viel zum Basteln, weil wir einfach sagen, Schach, auch leistungssportmäßig ist toll, aber man braucht einen Ausgleich zwischendrin. Das ist wie mit jeder anderen Sportart… Auch beim Fußball muss man zwischendurch mal andere Dinge machen und nicht immer nur Fußball, Fußball, Fußball. In anderen Bundesländern ist das leider nicht so. Das hat zum Teil mit personellen Ressourcen zu tun, das hat aber auch was mit finanziellen Mitteln zu tun. Andere Bundesländer haben deutlich weniger Geld zur Verfügung.

Fabian: Jetzt haben wir so viel über Mannschaften gesprochen, lass mich nochmal zur Einzelmeisterschaft zurückkommen. „Zentrales Lager“? Zeltet ihr?

Friederike: Das ZL ist die größte Veranstaltung im Jahr. Tatsächlich bin ich da auch, seit ich selbst acht Jahre alt war; zuerst habe ich mitgespielt, danach als Teamerin. Und so bin ich überhaupt in die HSJ reingerutscht. Das ZL ist eine Woche, in der alle unsere Einzelmeisterschaften von der U10 bis zur U18 stattfinden. Die Woche verbringen wir in einer Jugendherberge – in den letzten Jahren immer in Bad Homburg – und immer vor Ostern in den Ferien. Aber es ist nicht nur ein Langzeitschachturnier, sondern, wie eben schon ganz oft angesprochen, viel Freizeit außen rum. Neben dem großen Freizeitraum und bei den Kleinen auch ein Bastelraum gibt es auch Ausflüge zur Bowlingbahn, ins Schwimmbad, in den Kletterwald. Es gibt Schnitzeljagden und es gibt auch Spaß-Schachveranstaltungen, Tandem, Chess-Total. Da sind dann über 200 Kinder und Jugendliche an einem Ort. Zum Teil übernachten sie, was wir immer großartig finden. Andere pendeln, weil sie direkt in der Nähe wohnen. Und damit es eben möglichst viele machen können, ist es nicht nur so, dass unsere Meisterschaften für die Leistungsspieler ausgespielt werden, sondern dass auch parallel offene Meisterschaften in allen Altersklassen stattfinden, wo jeder teilnehmen kann und sich mit einem Sieg zu den Meisterschaften im nächsten Jahr qualifizieren kann.

Fabian: Auch hier gebe ich mein Kind einfach ab?

Friederike: Korrekt. Unser Team ist um die 15 Leute im großen Zeitraum groß, die für die Kids da sind. Wir haben Schiedsrichter, wir haben Freizeitteamer, wir haben Orgachefs immer vor Ort. Wir sind 24/7 ansprechbar für die Kids und sind für die zuständig und kümmern uns um die bei allen Problemen etc. Das heißt, auch hier ist es nicht notwendig, dass irgendwelche Eltern mit vor Ort sind. Auch hier gilt wieder: Die Kinder freuen sich sogar, wenn sie einfach eine schöne Woche wie ein Zeltlager verbringen. Deshalb heißt es bei uns: Zentrales Lager. Wir zelten zwar nicht, aber es ist einfach eine Woche Schachspielen und trotzdem eine schöne Zeit mit den Freunden aus ganz Hessen. Mit den Vereinskollegen, aber auch mit Kids aus anderen Vereinen, die man vielleicht schon seit Jahren kennt, weil man sie immer wieder dort trifft.

Fabian: Das alles ohne Turnierleiter für Einzelmeisterschaften?

Friederike: Das ist einfach eine riesengroße Veranstaltung, für die man zuständig ist. Ich habe schon erzählt: Alle Meisterschaften werden in einer Woche durchgeführt. Eine Person ist dafür verantwortlich und das ist natürlich relativ viel Aufwand. Deshalb konnten wir dann niemanden finden. Glücklicherweise muss das ZL nicht ausfallen, sondern wir haben ein tolles Team gefunden, das es für dieses Jahr zu dritt gemeinsam stemmt, mit Unterstützung. Das Problem hier ist häufig, dass die Veranstaltungen an sich total toll sind und da immer Leute zu helfen finden. Aber es muss halt auch jemanden geben, der im Vorhinein organisiert, der die Anmeldungen nimmt, der schaut, ob die Überweisungen eingegangen sind, der sich um Räumlichkeiten kümmert, der sich um Material kümmert, der sich darum kümmert, dass es einen Verein gibt, der es ausrichtet etc. Ich bin guter Dinge, dass es für das nächste Jahr ein bisschen besser wird, aber auch da freuen wir uns über jeden, der Lust hat, uns zu unterstützen.

Fabian: Gut, wir wünschen uns, dass es personell besser wird. Was wünschst du dir noch? Wo krankt es?

Friederike: Es muss ja nicht kranken. Ich glaube, für mich gibt es da so zwei Stellen, wo ich sage, da könnte es noch besser werden. Einmal weiß ich selbst aus meiner eigenen Erfahrung: Du bist 18, letztes Jahr U18, letztes Jahr Hessenmeisterschaft und dann gibt es leider nicht mehr so viel, was wir den Jugendlichen bieten können. Auch wenn man volljährig ist, zählt man bei uns schon noch als jugendlich und da gibt es nicht so viel, was wir den Leuten bieten. Es gibt jetzt die Hochschulschachmeisterschaften und das finde ich super; da habe ich auch schon mitgespielt und ich glaube, da erreichen wir auch eine ganz neue Zielgruppe. Aber sonst gibt es in dem Bereich relativ wenig. Wir haben mal versucht, ein Wochenende zu gestalten für Leute, die immer das ZL cool fanden und Lust hatten, da einfach wieder ein schönes Wochenende zu verbringen. Das ist leider nicht so gut angekommen, aber da würde ich mir wünschen, dass wir einfach mehr neue Ideen haben und da vielleicht noch was umsetzen.

Fabian: Und das Zweite?

Friederike: Ich würde mich freuen, wenn wir auch mehr in Richtung „Hilfe für die Vereinsarbeit“ gehen würden. Es muss kein ganzer Trainerlehrgang sein, aber wenn wir auch mal wieder ein Kinderschachpatent oder auch ein Breitenschachpatent anbieten würden, das wäre was. Dann könnten unsere Vereine sagen: „Ja, ich will etwas zu Schulschach lernen“, und könnten nahe etwas lernen.

Fabian: Weißt du, was ich gut fände? Wie letztens Bayern den U12-Vergleichskampf gemacht hat für ihr Jubiläum. Warum machen wir nicht „Hessen macht Rheinland-Pfalz fertig“ und zack, wir sind der bessere Landesverband?

Friederike: Da haben wir tatsächlich immer mal wieder drüber nachgedacht. Unserem aktuellen Vorstand ist es wichtig, nicht nur den Leistungssport im Fokus zu haben, sondern Sachen für alle zu machen; ein sehr breites Angebot. Und bei diesen U12-Vergleichskämpfen ist es halt immer nur die beste Mannschaft, das heißt, vielleicht die besten vier, die besten acht, vielleicht auch, wenn man zwei Mannschaften stellt, vielleicht auch noch die besten 16, aber das spiegelt ja nicht die Masse in Hessen wider. Und dafür könnten wir auf jeden Fall Geld ausgeben; es ist uns aktuell aber nicht wert. Wir wollen lieber stattdessen Veranstaltungen machen, die mehr Leuten nützen, bei denen mehr Leute Lust haben, und wir können mehr Kinder fördern.

Fabian: Was hast du noch als abschließende Worte?

Friederike: Was ich nochmal betonen möchte, ist, dass wir uns immer über jeden freuen, der mitmacht. Wir freuen uns auch über jede Mail, über jeden Kommentar und über jedes persönliche Gespräch. Also, was wünscht ihr euch von uns, was ihr irgendwie wollt, was ihr gerne haben wollt? Nur weil ich jetzt hier vorgestellt habe, wie ich glaube, wie das Jugendschach in Hessen funktionieren sollte, wo wir unseren Fokus drauflegen sollten etc., heißt das ja nicht, dass das alle so sehen. Wenn ihr jemanden kennt, bei dem ihr sagt: „Ich selbst kann mich zwar nicht engagieren, aber ich glaube, der und der sind engagiert und haben vielleicht Lust“, sprecht den an, kommt auf uns zu, damit wir die Person ansprechen. Wir können das alles nur machen, wenn wir wissen, wo es hingehen soll, und wir wissen, dass das das ist, was die Leser auch wollen.

Fabian: Ups, jetzt ist mir doch noch ein Punkt eingefallen: Was machst du eigentlich außerhalb der HSJ?

Friederike: Ich selbst habe es ja schon angedeutet; ich spiele auch selbst Schach beim Schachforum Darmstadt, genau wie du. Ich bin seit langen Jahren, seit ich, glaube ich, neun oder zehn bin oder so, in Darmstadt zu Hause. Inzwischen trainiere ich dort Kids mehr, als ich selbst spiele. Dementsprechend kenne ich die Darmstädter besonders gut, weil es sich zum Teil um meine Trainingsgruppen handelt, die dann da Quatsch machen und die eigentlich genau wissen, wie es eigentlich läuft. Das kommt denen auf Hessenmeisterschaften nicht oft zugute, weil ich dann weiß, dass sie zu viel Quatsch machen. Im sonstigen Leben bin ich Lehramtsstudentin für Mathematik und Informatik und engagiere mich auch auf deutscher Ebene bei der DJEM oder beim Sommercamp, ebenso in Gremien vom HSV. Überall versuche ich dann die Sicht der hessischen Kinder und Jugendlichen einzubringen.

Fabian: Jetzt noch finale Worte?

Friederike: Ich sitze jetzt hier als Jugendvertreterin, weil ich die erste Vorsitzende bin. Aber ich habe so einen tollen Vorstand, der so viele Dinge leistet und Dinge tut. Deshalb möchte ich mich zum Abschluss dafür bedanken, dass es so viele tolle Leute in Hessen gibt, die Dinge für Jugendliche tun. Es ist nicht selbstverständlich, dass es so viele gibt, die sich da ehrenamtlich betätigen und ehrenamtlich ihre Zeit dafür opfern, den Kindern und Jugendlichen einfach viele Möglichkeiten zu geben, im Schachbereich eine schöne Zeit zu bieten. Das finde ich einfach richtig, richtig toll. Das schneidest du aber nicht raus, oder?

Fabian: Vielleicht.


Temporäre Information: Im Sinne des Schachs gehört in die Reihe "Mattgesetzt" auch jeweils eine Schachpartie 3+2s. Bis wir eine korrekte Einbindung der PGN in diesen Beitrag bereitstellen können, ist diese in einer Lichess-Studie zu finden: https://lichess.org/study/xjynyLav/RbBAX9Zb

Information: Mit meinem Remis ist das laufende Resultat der Blitzpartien bei 2,5:3,5. Habt auch ihr etwas zum organisierten Schach in Hessen zu sagen, oder kennt jemanden, der dies hat? Meldet euch gerne unter oeffentlichkeitsarbeit@hessischer-schachverband.de